NITRAT IM TRINKWASSER: EINE GANZHEITLICHE BETRACHTUNG

 
 
 
 

NITRAT IM TRINKWASSER: EINE GANZHEITLICHE BETRACHTUNG

Die Debatte um Nitrat im Trinkwasser hat in den letzten Jahren an Bedeutung gewonnen. Wegen der steigenden Nitratwerte in einigen Regionen Deutschlands könnten sogar die Wasserkosten steigen, warnen Experten und das Umweltbundesamt. Mit diesem Artikel betrachten wir das Thema Nitrat differenziert und geben Hinweise zu den Grenzwerten und individuellen Höchstmengen bei unterschiedlichen Zielgruppen, sowie Möglichkeiten, Nitrat im Trinkwasser zu filtern.

Nitrat und gesundheitliche Risiken

Nitrate sind Salze der Salpetersäure (HNO3) und in Wasser löslich. Als Mineraldünger werden sie in der Landwirtschaft verwendet und gelangen so in unser Grundwasser. Nitrat selbst ist für den menschlichen Körper nicht schädlich. Das Problem entsteht, wenn es im Körper zu Nitrit umgewandelt wird. Nitrit oxidiert den Blutfarbstoff Hämoglobin zu Methämoglobin, wodurch der Sauerstoff nicht mehr richtig an die Zelle abgegeben werden kann. Das kann insbesondere bei Säuglingen zu gesundheitlichen Problemen führen. Eine jüngste Studie der "Water Quality Association" aus dem Jahr 2023 hat zudem eine Korrelation zwischen hohen Nitratwerten im Wasser und bestimmten Krankheiten wie Bluthochdruck und bestimmten Krebsarten festgestellt.

Grenzwerte und Empfehlung

Die Weltgesundheitsorganisation (WHO) hat festgelegt, dass 3,7 Milligramm Nitrat pro Kilogramm Körpergewicht pro Tag zulässig sind. Kinder ab drei Jahren sollten grundsätzlich nicht mehr als 93 Milligramm pro Tag aufnehmen.

Der aktuelle Grenzwert für Nitrat im Trinkwasser in Deutschland liegt bei 50 mg/l. Einige Studien und Experten argumentieren jedoch, dass dieser Wert zu hoch angesetzt ist und empfehlen insbesondere für Risikogruppen niedrigere Grenzwerte.

Aus den Vorgaben der Grundwasserverordnung kann man entnehmen, dass der Bund einen Zielwert von 37,5 mg Nitrat je Liter anstrebt. In den USA hat die Environmental Protection Agency (EPA) einen durchsetzbaren Standard, den sogenannten "maximum contaminant level" (MCL), für Nitrate im Wasser auf 10 mg/l festgelegt. Die EPA geht davon aus, dass eine konstante Aufnahme unterhalb dieses Levels keine signifikanten gesundheitlichen Probleme verursachen sollte.


Grenzwerte nach Gruppen als Orientierungshilfe:

  • Allgemeine Bevölkerung: bis 10 mg/l unbedenklich

  • Gesunde Erwachsene: bis 37,5 mg/l unbedenklich

  • Kleinkinder: Unter 3 mg/l unbedenklich

  • Personen mit Darmkrebs: Bis 4 mg/l unbedenklich

  • Säuglinge: 0 mg/l

Nitrat im Wasser filtern

Es gibt verschiedene Methoden, um Nitrat aus dem Wasser zu filtern. Reine Aktivkohlefilter, wie wir sie bei LEOGANT verwenden, können den Nitratgehalt im Wasser nicht beeinflussen. Solltest du also Nitrat aus dem Wasser entfernen wollen, so hast du folgende Möglichkeiten:

  • Über einen Ionenaustauscher mittels eines speziellen Harzes:
    Dabei werden die Nitrat-Ionen aus dem Wasser gegen Natrium ausgetauscht. Dies reduziert den Nitratgehalt im Trinkwasser effektiv, jedoch erhöht sich der Natriumgehalt im Wasser. Das Tauschverhältnis beträgt 1:1. Wenn man also 50 mg/l Nitrat entfernen will, gibt man 50 mg/l Natrium künstlich in das Wasser. Hierbei ist zu beachten, dass bereits ab einem Wert von 20 mg/l das Wasser nicht mehr als natriumarm gilt. Daher ist diese Art der Nitratreduzierung für Risikogruppen nicht zu empfehlen. Zudem können bei diesen Ionentauscherharzen Nitrate bei Überbeanspruchung wieder an das Wasser abgegeben werden und es besteht die Gefahr der Vergiftung.

  • Mittels Filtration mit einer Umkehrosmose:
    Dies ist eine der effektivsten Methoden zur Nitratentfernung. Die Umkehrosmose-Anlage (engl. Reverse Osmosis System) entfernt fast alle Stoffe aus dem Wasser, einschließlich Nitrat. Der Nachteil ist, dass auch wertvolle Mineralien und Spurenelemente entfernt werden. Wir empfehlen die Verwendung von Umkehrosmose-Systemen bei Nitratwerten, die deutlich über dem Grenzwert von 50 mg/l liegen. Solltest du dich für die Filtration durch eine Umkehrosmose-Anlage entscheiden, raten wir dir, das Wasser nach dem Filtern unbedingt wieder zu remineralisieren und zu revitalisieren, da Wasser aus einer Umkehrosmose-Anlage keine biologische Qualität mehr aufweist und vom Stoffwechsel schwieriger verarbeitet werden kann. Entmineralisiertes Wasser entspricht zudem nicht mehr der Trinkwasserverordnung.

Nitrate in Lebensmitteln

Bevor man sich über Nitrate im Trinkwasser jedoch Sorgen macht und wegen zu hohen Nitratwerten zu aggressiveren Filtermethoden greift, gilt es, die eigenen Essgewohnheiten zuerst zu prüfen.

Menschen in Deutschland nehmen mit ihrer Ernährung durchschnittlich etwa 90 Milligramm Nitrat pro Tag zu sich. Als Vergleichswert: Der Tagesgrenzwert für einen 60 Kilogramm schweren Menschen liegt bei 222 Milligramm Nitrat – gemäß der WHO, die maximal 3,7 Milligramm Nitrat pro Kilogramm Körpergewicht pro Tag empfiehlt. Somit überschreiten Erwachsene die Grenzwerte durchschnittlich nicht.

Für die individuelle Aufnahmemenge an Nitrat spielt daher vor allem die eigene Essgewohnheit eine wichtige Rolle. Denn die größte Aufnahmequelle an Nitrat sind Nitrit, Fleisch- und Wurstwaren (Nitritpökelsalz) und Gemüse. Dabei ist Düngung nicht der einzige Faktor, der den Nitratgehalt im Gemüse beeinflusst. Manche Gemüsesorten speichern Nitrate, während sich andere Sorten nur wenig damit anreichern. Vor allem Blatt- und Wurzelgemüse, insbesondere Rucola und Spinat, können hohe Nitratkonzentrationen von mehr als 1000 Milligramm pro Kilogramm aufweisen. Fruchtgemüse wie Tomaten, Paprika, Gurken, Bohnen oder Erbsen liegen meist bei einem Nitratgehalt von unterhalb 500 Milligramm pro Kilo.

Tipps zum Reduzieren des Nitratgehaltes in Lebensmitteln

Man kann den Nitratgehalt in Lebensmitteln reduzieren, indem man u.a. Gemüse vor dem Verzehr blanchiert oder kocht. Dadurch gehen 40–80 Prozent des Nitrats verloren. Bei der Zubereitung von Blattgemüse Stiele, Stängel, große Blattrippen und äußere Hüllblätter entfernen. Auch Licht kann den Nitratgehalt in Gemüse reduzieren. Durch die Photosynthese werden Nitrate in der Pflanze reduziert und zu Proteinen umgewandelt. Eine höhere Lichtintensität und längere Belichtungszeiten können daher dazu führen, dass Pflanzen mehr Nitrat verbrauchen. Dieser Prozess findet auch noch nach dem Ernten statt.

Zusammenfassung

Wer sich also Gedanken über die möglichen, hohen Nitratwerte in seinem Trinkwasser macht, muss zuallererst seine Essgewohnheiten überprüfen. Solange noch nitrithaltige Wurst, Fleisch und Gemüse auf dem Speiseplan stehen, ist selbst ein Grenzwert von 50 mg/l Nitrat im Trinkwasser zu vernachlässigen. Denn über die Ernährung können so leicht 500 mg und mehr aufgenommen werden. Würde man das in Wasser umrechnen, so müsste man 10 Liter Wasser mit dem zulässigen Höchstwert von 50 mg/l trinken. Ein gesunder Erwachsener muss zudem nicht gleich gesundheitliche Auswirkungen befürchten, wenn man ab und zu höhere Mengen an Nitraten zu sich nimmt. Problematisch ist es erst, wenn man regelmäßig erhöhte Nitratwerte über das Wasser und Lebensmittel aufnimmt.

Zusammenfassend kann man sagen, dass ein gesunder Erwachsener bis zu einem Grenzwert von 37,5 mg/l keine Bedenken haben muss, sofern der Speiseplan nitratarm ist. Trinkt man täglich eine empfohlene Menge von 2,5 Litern, käme man auf 93,75 mg Natrium. Somit liegt man nur leicht oberhalb der von der WHO empfohlenen Tageshöchstmenge von 90 mg. Für alle anderen Gruppen gelten unsere angegebenen Grenzwerte.

 

 

Über den Autor:
Thomas Hartwig ist ärztl. gepr. Ernährungsberater und Gründer der Firma Leogant. Seit vielen Jahren beschäftigt er sich intensiv mit dem Element Wasser. Er ist ein geschätzter Keynote-Speaker und Gast in Podcasts, wo er sein Wissen und seine Erfahrungen teilt. In seiner Arbeit verbindet er Erkenntnisse aus der Naturwissenschaft und Medizin mit philosophischen Ansätzen, um zu einem ganzheitlichen Wasserbewusstsein beizutragen.

 

 
 
 
Thomas Hartwig