WASSER - DAS SUPERFOOD NR. 1

 
 
 
 

WASSER - DAS SUPERFOOD NR. 1

Thomas Hartwig hielt von 2013 bis 2017 unter dem Titel "Wasser als Superfood" einen Vortrag, dessen Zusammenfassung dieser Artikel darstellt. Der renommierte Ernährungsexperte präsentiert in zahlreichen Kursen, einschließlich an der Green School in Bali, das revolutionäre Konzept von Wasser als unverzichtbarer Quelle für Vitalität. Heutzutage sind Superfoods in aller Munde und versprechen Wohlbefinden und bessere Gesundheit. Hierbei wird das Offensichtliche übersehen: Wasser ist essenziell für unsere Gesundheit und Leistungsfähigkeit und die Grundlage unseres Stoffwechsels.

In einer Welt, in der Superfoods ständig ihren Platz auf dem Ernährungsradar behaupten, kann es leicht passieren, dass der Blick für das Offensichtliche verloren geht. Während exotische Beeren, grünes Blattgemüse und andere Lebensmittel als ultimative "Powerfoods" gefeiert werden, gibt es eine essentielle Quelle der Vitalität, die oft übersehen wird: Wasser. Ja, richtig gehört: Wasser, das klare, farblose Elixier, das in unseren Alltag so selbstverständlich integriert ist, steht an erster Stelle, wenn es um die Unterstützung unserer Stoffwechselprozesse, die Maximierung der Nährstoffaufnahme und vor allem die Energiegewinnung geht. Wasser steht an erster Stelle, wenn es um Gesundheit, Wohlbefinden und Leistungsfähigkeit geht. Denn Wasser ist ein unverzichtbarer Bestandteil der Zellatmung, dem Prozess der Energiegewinnung in unseren Zellen. Ohne Wasser wäre dieses Grundelement der Energiegewinnung und damit die Funktionsfähigkeit all unserer Körperzellen nicht möglich.

Obwohl wir alle wissen, wie wichtig es ist, genug zu trinken, verstehen wir vielleicht nicht ganz, warum das so ist. Wasser ist nicht nur ein Durstlöscher, sondern ein unverzichtbarer Bestandteil unseres Körpers, der eine Vielzahl lebenswichtiger Prozesse unterstützt. Um die Bedeutung des Wassers für unsere Gesundheit wirklich zu verstehen, ist es hilfreich, die vielen Stoffwechselvorgänge, an denen Wasser beteiligt ist, genauer zu betrachten. Tauchen wir also ein in die faszinierende Welt des menschlichen Stoffwechsels und entdecken wir die vielfältigen Rollen, die Wasser dabei spielt.

Aufgaben von Wasser im menschlichen Stoffwechsel 

  1. Transportmittel

  2. Regulierung der Körpertemperatur

  3. Lösungsmittel

  4. Teilnahme an chemischen Reaktionen

  5. Schmierung und Polsterung

  6. Aufrechterhaltung des Blutvolumens und des Blutdrucks

  7. Teilnahme an der Verdauung

  8. Regulierung des Säure-Basen-Haushalts

  9. Teilnahme an der Zellatmung

  10. Erleichterung von enzymatischen Prozessen

  11. Aufrechterhaltung der Zellstruktur

  12. Beteiligung an der Synthese und dem Abbau von Biomolekülen

  13. Bioelektrische Funktionen

  14. Hydratation der Haut

  15. Teilnahme an Immunprozessen

  16. Entscheidende Rolle in der Proteinsynthese und Proteinentfaltung

Stoffwechselvorgänge im Detail

Die offensichtlichste Funktion des Wassers ist der Transport von Nährstoffen, Sauerstoff, Hormonen und anderen lebenswichtigen Substanzen. Wasser dient als Trägerstoff, der den Transport dieser Stoffe zu den Zellen ermöglicht und gleichzeitig hilft, Abfallprodukte aus dem Körper zu entfernen. Dies ist nicht nur für die allgemeine Gesundheit und das Wohlbefinden wichtig, sondern auch für die Optimierung der körperlichen Leistungsfähigkeit und der kognitiven Funktionen.

Wasser spielt eine entscheidende Rolle bei der Regulierung der Körpertemperatur. Durch Schwitzen und die Verdunstung von Wasser über die Haut kann der Körper seine Temperatur aufrechterhalten und sich vor Überhitzung schützen. Dies ist besonders wichtig bei körperlicher Anstrengung oder in heißer Umgebung, wenn der Körper einem erhöhten Überhitzungsrisiko ausgesetzt ist.

Ein weiterer wichtiger Aspekt ist die Rolle des Wassers als universelles Lösungsmittel. Wasser ist an den meisten biochemischen Reaktionen im Körper beteiligt und dient als Medium, in dem diese Reaktionen stattfinden können. Dies ist beispielsweise bei der Hydrolyse der Fall, einer Reaktion, bei der Wasser direkt an der Spaltung chemischer Verbindungen beteiligt ist.

Als Schmiermittel und Polster schützt Wasser Gelenke, hilft Gewebe zu schützen und unterstützt die richtige Struktur und Funktion von Organen wie den Augen. Darüber hinaus ist Wasser ein wesentlicher Bestandteil des Blutes und trägt dazu bei, das Blutvolumen und den Blutdruck auf einem optimalen Niveau zu halten.

Natürlich spielt Wasser auch eine wichtige Rolle im Verdauungssystem. Es ist an der Produktion von Speichel und Magensaft beteiligt und unterstützt so die Verdauung der Nahrung (8). Ein ausgeglichenes Säure-Basen-Gleichgewicht im Körper ist für die Gesundheit unerlässlich. Wasser spielt bei der Regulierung dieses Gleichgewichts eine wichtige Rolle und trägt dazu bei, den pH-Wert im Körper stabil zu halten.

Eine weitere wichtige Aufgabe von Wasser ist die Beteiligung an der Zellatmung, einem Prozess, bei dem Zellen Energie in Form von ATP produzieren. Wasser ist ein Endprodukt dieses lebenswichtigen Stoffwechselvorgangs. Enzymatische Prozesse im Körper, die für den Stoffwechsel unentbehrlich sind, werden ebenfalls durch Wasser erleichtert. Wasser wirkt als Katalysator und ermöglicht den effizienten Ablauf dieser biochemischen Reaktionen.

Darüber hinaus ist Wasser für die Aufrechterhaltung der Zellstruktur unentbehrlich. Es ist ein wesentlicher Bestandteil der Zellen und hilft, deren Form und Struktur zu erhalten. Wasser ist nicht nur Bestandteil der Zellen, sondern ermöglicht auch die Synthese und den Abbau von Biomolekülen wie Proteinen, Fetten und Kohlenhydraten im Körper. Diese Prozesse sind für Gesundheit und Wohlbefinden von entscheidender Bedeutung, da sie zur Energieproduktion, zur Reparatur von Zellschäden und zur Aufrechterhaltung der allgemeinen Zellfunktion beitragen.

Wasser hat auch einen wichtigen Einfluss auf die bioelektrischen Prozesse im Körper. Es ist entscheidend für das Elektrolytgleichgewicht, das für die Funktion von Nerven und Muskeln wichtig ist. Dies ist entscheidend für die Übertragung von Nervenimpulsen, die Kontraktion von Muskeln und die Regulierung des Herzrhythmus.

Die Hydratation der Haut hängt offensichtlich von einer ausreichenden Wasserzufuhr ab. Eine ausreichende Wasserzufuhr trägt zur Aufrechterhaltung des Feuchtigkeitsgleichgewichts der Haut und damit zu ihrer Gesundheit und ihrem Aussehen bei. Dies kann dazu beitragen, Trockenheit, Faltenbildung und andere Anzeichen der Hautalterung zu verringern.

Wasser spielt auch eine wichtige Rolle bei der Unterstützung des Immunsystems. Es ermöglicht den Transport von Immunzellen, wie z. B. weißen Blutkörperchen, zu Infektionsherden und trägt so zur Abwehr von Krankheitserregern bei. Dies ist besonders wichtig in Zeiten von Krankheit oder Stress, wenn das Immunsystem besonders gefordert ist.

Ein besonders bemerkenswerter und wenig bekannter Aspekt ist die entscheidende Rolle von Wasser bei der Proteinsynthese und Proteinentfaltung. Wasser ist an der Bildung und Stabilisierung von Proteinstrukturen sowie an der Hydratation für die korrekte Faltung beteiligt. Dies ist wichtig für die Funktion von Enzymen, die Steuerung zellulärer Prozesse und die Aufrechterhaltung der Zellstruktur.

Die Bedeutung einer ausreichenden Flüssigkeitszufuhr für die kognitiven Funktionen wird durch Studien unterstrichen, die zeigen, dass bereits ein Wasserverlust von 2 % zu Gedächtnis- und Konzentrationsstörungen führen kann. Ist der Körper nicht ausreichend mit Wasser versorgt, kann dies zu einer Beeinträchtigung der geistigen Leistungsfähigkeit führen. Daraus lässt sich ableiten, wie wichtig es ist, regelmäßig Wasser zu trinken, um eine optimale Gehirnfunktion aufrechtzuerhalten.

Konstant trinken: Warum der Körper nicht wie ein Auto ist

Mit einer kleinen Anekdote möchte ich verdeutlichen, wie wichtig es ist, konstant kleine Mengen Wasser über den Tag verteilt zu trinken. Unser Körper funktioniert nicht wie ein Auto, das bis zum letzten Tropfen Benzin mit konstanter Leistung fährt. Unser Körper ist ein komplexes System, das auf ein ständiges Gleichgewicht angewiesen ist. Ein Wassermangel von nur 2% kann bereits zu Konzentrationsschwäche und Leistungsabfall führen. Und im Gegensatz zu einem Auto, das erst stehen bleibt, wenn der Tank völlig leer ist, funktioniert unser "Motor" - unser Körper - schon nicht mehr, wenn wir nur 20 % unserer Gesamtwassermenge verlieren. Sozusagen bleibt unser „Auto“ bereits stehen, wenn wir noch 80% Benzin im Tank haben.

Die Lehre, die wir aus dieser Anekdote ziehen können, ist die Wichtigkeit, unseren "Wassertank" kontinuierlich zu befüllen. Das bedeutet, dass wir nicht große Mengen auf einmal trinken sollten - es ist besser, kleine Mengen Wasser über den Tag verteilt zu trinken. Auf diese Weise können wir sicherstellen, dass unser Körper und unser Gehirn immer ausreichend hydratisiert sind und wir auf höchstem Niveau funktionieren können. Nicht vergessen: Nicht erst trinken, wenn man durstig ist. Unser Körper braucht eine konstante und regelmäßige Zufuhr von Wasser, um optimal zu funktionieren.

Trinkempfehlung

Ausreichende Flüssigkeitszufuhr ist wichtig für unsere Gesundheit. Als Anhaltspunkt kann die Regel dienen, täglich 0,03 Liter Wasser pro Kilogramm Körpergewicht zu trinken. Diese Regel dient als Mindestmenge und sollte als Ausgangspunkt betrachtet werden, um sicherzustellen, dass der Körper ausreichend mit Wasser versorgt wird. Es ist jedoch wichtig zu beachten, dass der individuelle Bedarf variieren kann und Faktoren wie Aktivitätsniveau, Klima und Gesundheitszustand berücksichtigt werden müssen. Es ist wichtig, den individuellen Wasserbedarf zu kennen und Anzeichen von Dehydrierung zu erkennen. Dehydrierung kann sich auf verschiedene Weise bemerkbar machen. Ein deutliches Zeichen für eine unzureichende Flüssigkeitszufuhr ist das Durstgefühl. Das ist die natürliche Reaktion des Körpers. Ein weiteres häufiges Anzeichen ist eine dunkle Verfärbung des Urins. Bei ausreichender Flüssigkeitszufuhr sollte der Urin hellgelb bis farblos sein. Auch Müdigkeit, Kopfschmerzen und trockene Haut können Anzeichen für eine Dehydrierung sein. Wenn du solche Symptome bemerkst, solltest du deine Flüssigkeitszufuhr erhöhen und im Zweifelsfall einen Arzt aufsuchen.

Hyponatriämie: Wenn zuviel des Guten schadet

Ein gesunder Flüssigkeitshaushalt ist wichtig. Zu viel Wasser zu trinken kann ebenso schädlich sein wie zu wenig. Übermäßiges Trinken kann zu einer sogenannten Wasservergiftung oder Hyponatriämie führen. Dies geschieht, wenn der Körper mehr Wasser aufnimmt, als die Nieren ausscheiden können, was zu einem gefährlichen Elektrolytungleichgewicht führt. Deshalb sollte man darauf achten, nicht mehr als 0,8 bis 1 Liter Wasser pro Stunde zu sich zu nehmen. Bei Anzeichen einer Wasservergiftung wie Übelkeit und Kopfschmerzen, Desorientierung oder Verwirrtheit, in schweren Fällen sogar Krampfanfällen oder Koma, sollte sofort ärztliche Hilfe in Anspruch genommen werden. Extreme Fälle sind zwar selten, können aber tödlich enden. Daher ist eine ausgewogene Flüssigkeitszufuhr wichtig, um sowohl Dehydrierung als auch Überhydratation zu vermeiden.

Schlussfolgerung

Zusammenfassend lässt sich sagen, dass Wasser an allen Stoffwechselvorgängen in unserem Körper beteiligt ist. Meistens direkt und manchmal als Medium oder Umgebung, in der diese Reaktionen stattfinden können. Wir können uns also mit Superfoods vollstopfen, bis wir grün im Gesicht sind, aber ohne eine ordentliche Portion Wasser in unserem System sind diese Superhelden der Ernährung nur halb so effektiv. Wasser ist nicht nur der ultimative Durstlöscher, sondern auch der unsichtbare Helfer, der die aufgenommenen Nährstoffe durch unseren Körper transportiert und dorthin bringt, wo sie gebraucht werden. Es ist der stille Partner bei der Entgiftung, der hilft, alle unerwünschten Nebenprodukte, die unser Körper nicht mehr braucht, auszuspülen. Kurz: Wasser ist der unterschätzte Held unserer Ernährung - das oft übersehene Superfood. Es ist das unscheinbare, aber unverzichtbare Element, das die Wirksamkeit unserer Superfoods erst richtig zur Geltung bringt. Also denkt daran, wenn ihr das nächste Mal eine Handvoll Goji-Beeren schluckt - ohne Wasser läuft nichts!

 

 

Über den Verfasser:
Thomas Hartwig ist ärztl. gepr. Ernährungsberater und Gründer der Firma Leogant. Seit vielen Jahren beschäftigt er sich intensiv mit dem Element Wasser. Er ist ein geschätzter Keynote-Speaker und Gast in Podcasts, wo er sein Wissen und seine Erfahrungen teilt. In seiner Arbeit verbindet er Erkenntnisse aus der Naturwissenschaft und Medizin mit philosophischen Ansätzen, um zu einem ganzheitlichen Wasserbewusstsein beizutragen.

 

 

Quellenangaben

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  2. Popkin, B. M., D'Anci, K. E., & Rosenberg, I. H. (2010). Water, hydration, and health. Nutrition Reviews, 68(8), 439-458. DOI: 10.1111/j.1753-4887.2010.00304.x. Alternativ zugänglich bei Oxford Academic.

  3. Sawka, M. N., Cheuvront, S. N., & Carter, R. (2005). Human water needs. Nutrition Reviews, 63(suppl_1), S30-S39. DOI: 10.1301/nr.2005.jun.S30-S39

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Thomas Hartwig